Es las sich wie ein Fiebertraum nach dem Ernährungsnihilismus der vergangenen Monate:
Restaurant in Sucre, 50 Best Restaurants Discovery, 11 Gänge mit flüssiger Begleitung abzugeben für 190 Bolivianos (umgerechnet 17€ in unserer ungerechten Traveller-Exchange-Rate – mehr dazu vielleicht noch anderer Stelle). Verrückt. Da konnte was nicht stimmen. (Bolivianos und Dollar vertauscht?) Wir MUSSTEN der Sache auf den Grund gehen.

Tisch gebucht. Dinero eingepackt (mit Reserve). Vamos. (samt unserer liebgewonnenen australischen Begleitung). Und dann kamen sie schon geflogen, die Tellerchen und Schüsselchen mit den folgenden Köstlichkeiten:

SNACKS
Quinoa cone filled with lentil stew, aji colorado, and smoked pork.
Fermented tomato and olive consommé with mushrooms, peas, and garlic.
Black garlic cookies filled with miso bean pâté and citrus zest.
Marinated trout skewers, pickled pear, toasted sesame, and spicy ginger emulsion.

BREAD
Hokkaido bread and lacto-fermented tomato butter.

MAIN COURSES
First course: Crispy potatoes, poached egg, fresh greens, fried llullucha, huancaina foam, and olive powder.
Second course: Roasted sweet potato, tarwi, and fried chickpeas, fresh greens, fermented broccoli pesto, cheese emulsion, and seeds.
Third course: Fire-cooked marinated paiche, lacto-fermented leche de tigre, spicy beetroot, patacones, and avocado emulsion.
Fourth course: Beef tartare, garlic potatoes, roasted tomatoes, basil, aji emulsion, and crispy bread.
Fifth course: Kallampa mushroom sponge cake, pine mousse, and retama.
Sixth course: Majo ice cream, Amazonian chocolate mousse, burnt milk, and janchicoco.

Jeder einzelne Gang in sich eigenständig, stimmig und herausragend, mit Fokus auf den besonderen Produkten und Kochtechniken des Landes. Dazu noch 4 Becherchen mit feinen lokalen Gebräuen. (u.a. mit bolivianischem Gin und Singani – eine Art bolivianischer Rauschgeheimwaffe – der aus dem Trester von Trauben gemacht wird) Und weil’s noch nicht gereicht hat: 2 vasitos Wein.

Am Ende blieb es bei den Bolivianos. 190. 17€. Wir gingen verdutzt, angedüselt, glücklich und um eine ausser- bzw. ungewöhnliche Gastronomieerfahrung reicher.

Epilog: Wir waren neugierig geworden. Und recherchierten. Im Jahre 2012 eröffnete Claus Meyer – Mitgründer des legendären Noma – das Restaurant ‚Gustu‘ in La Paz. Es war der aus dunklen Träumen erweckende Prinzenkuss.
Seither sind landesweit Restaurants mit anspruchsvollen Degustationsmenüs wie Coca-Pflanzen aus dem Boden geschossen.
Wir mussten das Experiment deshalb noch zwei weitere Male durchführen, 1x in Sucre und 1x in La Paz. Beide grossartig, für einen wahnwitzigen (muy económico) Preis. So überzeugend wie beim ersten Versuch wurde es aber nicht mehr.

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