Valle Sagrado

Den Weg nach Pisac ins Valle Sagrado haben wir uns so einfach vorgestellt. Als wir unser Hostel verlassen finden wir allerdings verwaiste Straßen vor. Auch der Markt hat zu. Nach kurzer Zeit dämmert uns: Generalstreik in Peru (gerüchteweise hatte Fritzi davon in den sozialen Netzwerken gehört, it’s real). Aber weil wir in Peru sind gibt es immer einen Weg. Nach 2 Minuten Verhandlung fahren wir statt mit dem offiziellen (Streik, nicht verfügbar) mit einem privaten „Taxi-Collectivo“. Kurze Wartezeit an einer dilettantischen Straßen-Blockade, aber danach geht’s smooth durch.
In Pisac erwarten uns die Flyer für San Pedro-Rituale, Yoga & Meditation-Retreats bis hin zur Ayuahasca-Experience, es ist für jeden was dabei. Und der Ort ist entsprechend bewohnt bzw. besucht von modernen adoleszenz-kapitalistischen Insta-Hippies („wo kriege ich den buntesten Poncho, den authentischen Inka-Hut und meine achtsame Acai-Bowl“) bis zum „Körperhygiene is was für Spiesser“ Hippie der hier schon seit den 80ern lebt. Die meisten Angebote sind für eine kleine „Contribution“ in Dolares zu haben, die Gurus müssen schließlich auch von was leben.
Wir konzentrieren unsere Energien derweil auf die super-überwältigenden Inka-Ruinen, die spektakulär an den Hängen des Sacred Valleys liegen. Rückblickend in gewisser Weise beeindruckender als Machu Picchu. Und wir erwandern die 3 Lagunen von Paru Paru auf über 4000m Höhe, breathtaking und eine herrliche Ruhe. Dort oben begegnen wir außer einigen Poncho-Hippie-Gruppentouren auf Selbstfindung mit Panflöte nur wenigen Einheimischen und ein paar Schafen.
Unser nächster Stopp wird Urubamba, etwas außerhalb des Ortes wohnen wir bei Lucero und ihrem Hund Lu, die wir sofort in unsere Herzen schließen. Hier im Tal ist die Atmosphäre und das Licht besonders, vor Allem am Abend, grundsätzlich verstehen wir also warum so viele Menschen hier auf der Suche sind nach ihrem Kraftort (wohl recht viele zahlungskräftige Gäste, denn wir laufen an der ein oder anderen Luxus-Unterkunft für mehrere hundert Euro vorbei).
Wir nutzen die Zeit im Garten zusammen mit Lu zu entspannen, kochen Aji de Pollo mit Lucero und machen uns auf weitere Ruinen zu besichtigen und zu erwandern. Die Salinen von Maras, die landwirtschaftliche „Versuchsanlage“ Moray und Chinchero sind die Ziele, letzteres beschert uns sogar einen Tag Wandern auf dem Inka-Weg, und all das komplett alleine. Touristen gibt es nur an den Ruinen selbst (und auch da immer nur auf den ersten Metern…).

Als wir in Ollantaytambo ankommen sind wir sehr erfreut, hier existiert noch ein im Kern intaktes Dorf mit kleinen Gassen, Kopfsteinpflaster, Wassergräben, der hübschen Plaza und ebenfalls beeindruckender Ruinen. Tagsüber kommen zwar lauter Touri-Gruppen aus Cusco (u.a. mit dem O2-angreicherten Bus, damit die armen Amis nicht an der Höhenkrankheit zugrunde gehen), aber morgens und abends ist es recht entspannt.

Die meisten Touristen wählen Ollantaytambo weil hier die meisten Züge nach Machu Picchu (MP) abfahren, für den Schnäppchenpreis von 70-100 US Dollar einfach (oder mehr, VIP Service…).
Nicht mit uns (bzw. nicht mit Dominik, der lange überzeugt werden musste, dass MP ein „once in a lifetime“ Event ist und sozusagen obligatorisch). EIGENTLICH kann man nur zu Fuß (Inka-Trail bzw. Salkantay-Trek) bzw. dem Zug nach Aguas Calientes (das MP-Dorf).
Nach etwas Recherche finden wir aber den super Alternativ-Weg der sich “ Machu Picchu by car“ nennt. Ist natürlich Schmarrn. Man (sprich wir und lauter andere Sparfuchs-Backpacker) fährt viele Stunden im engen, heißen Minibus über kurvige Pässe, holprige Straßen und durch diverse Baustellen bis man endlich den „Ort“ Hidroelectrica erreicht. Kein wirklicher Ort. Aber der Startpunkt einer Wanderung von 2-3 Stunden nach Aguas Calientes, immer an den Gleisen entlang (denn auch hier fährt ein Zug, allerdings für die Einheimischen).
Wir fühlen uns etwas wie im Film „Stand by me – das Geheimnis eines Sommers“ (klare Filmempfehlung, falls ihn jemand nicht kennt), nur dass wir keinen Toten suchen sondern auf dem Weg zu Peru’s premier tourist attraction sind. Und es ist bissl mehr los (z.B. alle Salkantay-Hiker).

Der Ort Aguas Calientes ist netter als wir ihn uns vorgestellt haben. Es gibt sogar ein günstiges Menù del Día, wir sind 3 Tage Stammgäste. Nur das Ticket-System hat sich ein Sadist ausgedacht (wir berichteten…) und gefühlt stehen alle Menschen ständig für irgendetwas an. Das Gute: es stellt sich ein gewisses Gemeinschaftsgegühl ein (etwa so wie wenn in München wegen Schnee kein Zug fährt und plötzlich alle miteinander reden), man (er)kennt sich.
Finally, trotz oder gerade wegen all der Mühe (die ja irgendwie auch witzig ist, sonst hätten wir ja nix zu erzählen), hat es sich definitiv gelohnt.

Am Tag X wandern wir hinauf zu der sagenumwobenen Anlage Machu Picchu. Diese ist größtenteils intakt, weil die Spanier wohl vergessen haben nach oben zu schauen und daher nix zerstört wurde außer von der Zeit. Die Landschaft und der Blick ist wirklich einzigartig, die Inka-Elite wusste schon wie man so einen Tempel inszeniert.
Auch das obligatorische Selfie machen wir, sonst war man ja nicht wirklich dort.