Colombia

Für Kolumbien hatten wir wirklich Nullkommanull geplant, nichts recherchiert, keine Wanna-Dos notiert. Erstens: weil wir keine Vorstellung davon hatten, wieviel Zeit uns im Land des Kaffees bleibt. (und Ecuador hatte uns tatsächlich derart in Besitz genommen, dass am Ende recht wenig übrig blieb)
Zweitens: weil wir gar nicht wussten, ob wir‘s überhaupt so weit schaffen.
Am Ende haben wir etwas mehr als 3 Wochen. Und das Land ist groß. Und wir fühlen eine sich breitmachende Erschöpfung und ein Verlangen nach Entspannung, Verlangsamung, Strand, Hitze, Sonne … meine Güte, wir brauchen es wirklich sehr.
Also müssen mutige Entscheidungen her: wenige Stopps, lange (Nacht-)Busfahrten (keine Tage in Bussen verlieren) und viel Zeit an der Karibikküste. Kein Cali, Bogota oder Salento. Keine Hikes, keine Sierra Nevada, kein Minca, kein Tayrona Park. Das hat am Anfang etwas weh getan, und von anderen Reisenden werden wir beinahe für verrückt erklärt. Für uns ist es am Ende wieder die absolut richtige Entscheidung, die den erhofften Effekt bringt und uns super happy moments beschert.
Unsere Stopps: (mehr notgedrungen um die lange Distanz zwischen der Grenze und der Karibik zu überbrücken)
Popayan – Medellin – Santa Marta.
Ok, Medellin war den Zwischenstopp wert.
Wie die zu Zeiten Escobars und des Kartells gewalttätigste Stadt der Welt die Hügel nach Oben kriecht, wie ein Häusernebel, ist sagenhaft. Dass in der gesamten Stadt vor 10-15 Jahren noch extreme Gewalt herrschte ist angesichts der vielen Parks, Plätze und Cafés kaum vorstellbar. Die Stadt hat viel erlebt, viel investiert und einen enormen wie bemerkenswerten Wandel vollzogen.
Am extremsten sieht man das am Beispiel der sogenannten Comuna 13: ehemals die gefährlichste Comuna in Medellin ist die Gegend heute zu einer Mischung aus Freilichtmuseum und Disneyland mit Souvenirs, Nippes, Alk und Party verkommen. Für uns persönlich ein unerträglicher Ort.
Von Medellin trägt uns dann ein nokturnales Gefährt nach Santa Marta, gute 800 km in Richtung Norden.
Um 07:00 Uhr stolpern wir dort noch etwas schläfrig aus dem eiskalten Bus. Und werden erdrückt von einer gewaltigen, schwül-feuchten Hitzeglocke. Scheiss Karibik. Viel zu heiß.
In Santa Marta bleiben wir nur eine Nacht im Hut-Hostel, schauen ein bisschen im historischen Zentrum herum, werfen einen Blick auf‘s Meer. Und bereiten uns auf unser Entspannungsprogramm vor, das uns entlang der Karibikküste nach Osten führen wird.

Am nächsten Tag besteigen wir den Saunabus (es hätte nur noch der Aufguss gefehlt). Danach verliert sich für ungefähr eine Woche unsere Spur. Funken der Erinnerung entzünden sich in unseren von Travellerdemenz zersetzten Gehirnen: Strand, Sonne, Meer, Regen, Drinks, Tauchen. That‘s it.
Als wir zu uns kommen sind wir im Paradies. Ein traditionelles Haus, solitär in die dicht-grüne Wildnis gebaut. Ein wilder Bach direkt unterhalb des Hauses, mit unzähligen, vollkommen einsamen Schwimmplätzen. Eine Jungle Lounge mit unglaublichem Cacao, Aktivierungen, Elixieren und ebenso unglaublichem Blick über die Sierra in Richtung Meer.
Unsere Tage bestehen aus Baden, Frühstück, Lesen, Malen, Lunch, Baden, Cacao … Wir vergessen hier Alles. Werden inspiriert. Und wollen am Ende nicht mehr weg.
You don’t have much, you got everything you need.


Aber wir müssen. In Richtung der letzten Station dieser unbeschreiblichen Reise: Cartagena de Indios.
Hier ist es derart heiß und feucht, dass es uns die Sprache verschlägt. Eigentlich ist es immer und überall zu heiß: draußen in der absolut lebensfeindlichen Aussenwelt, dort ohnehin, tags und abends (großzügige 3 Grad kühler), in beschatteten aber nur bewindeten Innenräumen, auch in den AC-Kühlkammern, deren eisige Frische nicht bis in den glühenden Körperkern vorzudringen vermag und wo einem trotz der 18 Grad der Schweiß aus den Poren rinnt.
Wie Bereits-Verurteilte die Vollstreckung erwartend verplempern wir die letzten Tage in der wunderschönen Altstadt Cartagenas, verweigern uns allen touristischen Muss-Atraktionen, spazieren durch die tägliche Gluthitze, von Park zu Park, trinken Café, lesen und sehen den D-Day am Horizont näher kommen. Unseren Abschied.
Goodbye Colombia.
Goodbye Sudamérica.